Interview mit Arwed, Toni, Yonas und Rui von der Annette-Softwareentwicklungs-AG 

Seit Kurzem gibt es am Annette wieder ein großes AG-Angebot für alle Stufen. Darunter befindet sich auch die Arbeitsgemeinschaft „Annette Softwareentwicklung“. Sie zielt auf die EF bis Q2 ab und hat mit z.B. der Ausarbeitung der „Annette App“ viele Erfolge gehabt. Wir haben vier der Teilnehmer, darunter den Gründer und Leiter der AG, Rui aus der Q2, interviewt.

Von den Schülerreporterinnen Charlotte und Mira (9b)

Charlotte: Was macht ihr eigentlich in eurer AG?
Rui: Wir treffen uns im Moment mittwochs von 16 bis 17 Uhr online, um zusammen unsere Projekte zu planen und zu organisieren. Unsere AG ist eine Softwareentwicklungs- oder Programmier-AG und wir entscheiden, welche Projekte wir aufnehmen, woran wir arbeiten und wie wir die Aufgaben aufteilen. An den Wochenenden gibt es optionale „Programming Sessions“. Da treffen wir uns immer, um zu programmieren und Fragen zu klären.
Die AG findet als Teil einer größeren Community statt, die auch von mir gegründet und geleitet wird – Die „Community der informatischen AGs“. Sie ist praktisch ein Zusammenschluss aus diversen Programmier-/Software-AGs. Dafür arbeite ich zusammen mit anderen Schulen und richte ähnliche AGs auch an deren Schulen ein. Im Moment gibt es schon AGs am KOBI und am Schloß-Gymnasium, die auch teil der „CDIA“ sind.

Charlotte: Wie kamt ihr auf die Idee, die AG zu gründen?
Rui: Die Idee war ursprünglich von mir. Ich war zwar leidenschaftlicher Programmierer, aber mir fehlte dabei der kommunikative Aspekt. Außerdem wollte ich eine Umgebung für Programmierung, in der wir als Schüler uns selbst ohne Lehrer weiterentwickeln können. Als Schülersprecher habe ich also Anfang 2022 bei der Schulleitung gefragt, ob ich eine AG gründen und selbstständig leiten kann.
Yonas: Es ist schon eine besondere AG, dadurch dass sie ohne Lehrerbetreuung stattfindet. Wir sind nur Schüler, deswegen ist es auch eine lässigere Atmosphäre.
Arwed: Und dass man auch mal freihändig etwas macht, was sehr bereichernd ist, weil es eben keinen Lehrer gibt, der sagt, was wir machen sollen.
Rui: Wenn wir also ein Problem haben, müssen wir selber herausfinden, was wir machen müssen. Das ist natürlich dann auch eine gute Challenge.
Toni: Lehrer wären vielleicht auch strenger. Wir können so in unserem eigenen Tempo arbeiten.

Mira: Wie wird die AG an unserer Schule angenommen, wie viele nehmen an der AG teil?
Rui: Wir sind momentan 8. Wir wissen allerdings nicht, wie viele Schüler*innen sich dieses Jahr noch anmelden werden. Unser Ziel sind 15 Mitglieder. Damit wird es möglich, mehrere Projekte auf einmal durchzuführen.

Mira: Was macht ihr aktuell und was sind eure zukünftigen Projekte?
Rui: Wir haben bisher zwei Projekte fertiggestellt: Ein Formular für den Förderverein, damit Anträge auf Fördermittel beim Förderverein ohne Papier gestellt werden können. Dieses Projekt muss auch weiterhin gewartet werden: Neue gewünschte Features implementieren sich nicht von selbst.
Dazu haben wir die Annette-App weitergeführt. Am Anfang des Schuljahres waren viele Bugs vorhanden. Die App war überhaupt nicht funktionsfähig. Da musste ich schon teilweise bis recht spät nach der Schule am Code sitzen. Wir bilden uns generell auch weiter, damit wir aktuellere Technologien nutzen können.
Arwed: Aktuell ist das, finde ich hauptsächlich die Annette-App. Sonst müssen wir mal schauen, was in Zukunft so auf uns zukommt. Wir haben von Frau Yildirim vorgeschlagen bekommen, eine Büchermanaging App zu programmieren, damit es einfacher ist, die Lehrerbibliothek zu bedienen.
Rui: Geplant sind auch noch eine Webseite für die AG, um diese vorzustellen, und eine Webseite für die SV, nach dem „von Schüler, für Schüler“-Prinzip. Außerdem stehen Kooperationsprojekte im Rahmen der CDIA mit anderen Schulen an. Dafür müssten die anderen AGs sich jedoch noch weiter einarbeiten.

Charlotte: Könnt ihr euch auch vorstellen, die AG für Jüngere anzubieten? Momentan können ja nur Schüler von der EF bis Q2 teilnehmen.
Rui: Die AG ist anspruchsvoller. Wenn man sich die Schulinformatik anschaut, ist das deutlich einfacher. Man muss sich in das Thema einlesen und z.B. neue Programmiersprachen, Frameworks und Tools lernen. Ich denke, ab der 10. Klasse ist eine ganz gute „offizielle untere Grenze“.
Letztens habe ich aber schon eine Anfrage von einem Schüler der 9. Klasse bekommen. Im Moment arbeite ich deshalb an einer seperaten AG für die Unterstufe.

Mira: Worauf seid ihr besonders stolz?
Yonas: Wir haben ein Formular für den Förderverein programmiert. Das was so unser erstes Projekt neben der Annette-App. Jetzt, also Anfang dieses Schuljahres haben wir auch schon von einigen Lehrern gehört bekommen, dass sie dieses Formular ganz toll finden. Als Teil der AG fühlt man sich dann schon irgendwie stolz, wenn Lehrer das dann tatsächlich benutzen und nicht irgendwie nur sagen „Ach cool, das gibt es.“ Der Förderverein hat sich auch schon dafür bei uns bedankt, dass wir dieses Formular programmiert haben.
Rui: Es war toll, direkt mit einem Projekt anfangen zu können, das so viel Präsenz bei den Lehrerinnen und Lehrer schafft. Außerdem scheint die „Web-App“ bisher auch einwandfrei für die Lehrerschaft zu funktionieren.
An dieser Stelle möchte ich mich als Leiter beim Förderverein und bei der Schulleitung bedanken, da wir ohne den Vorschlag von ihnen nicht diese wunderbare Gelegenheit bekommen hätten.

Charlotte:  Wie lange dauert es, eine App oder so ein Formular zu programmieren?
Arwed: Ein paar Wochen? Am Anfang war es natürlich mehr Arbeit und später geht alles schneller.
Rui: Insgesamt dauert so etwas schon zwei oder drei Monate. Wir sind alle Schüler, deshalb werde ich keinen dazu zwingen, noch in einer Klausurphase beispielsweise jeden Tag zu programmieren.
Im Bezug auf die vorherige Frage kann ich auch sagen, dass ich als Leiter stolz auf uns alle bin, dass wir das erste Projekt schon in einer recht kurzen Zeitspanne geschafft haben.

Mira: Mit welcher Programmiersprache arbeitet ihr?
Arwed: Das ist ziemlich plattformspezifisch. Für den Förderverein haben wir zum Beispiel eine Art JavaScript verwendet. Bei uns nimmt man andere, die man in der Schule nicht beigebracht bekommt, weil die geeigneter sind.
Rui:  Jede Programmiersprache hat Vor- und Nachteile. Die „Art JavaScript“, die Arwed genannt hat, ist „React“. Das haben wir aber nur für das Frontend genutzt. Ich hatte React vorgeschlagen, da es für das Formular des Fördervereins am geeignetsten ist, weil wir eine stark interaktive Webseite brauchten. Für das Backend haben wir PHP genutzt.
Bei der Annette-App ist es im Frontend Dart und Flutter; im Backend NextJs und TypeScript.
Für die Kooperation nutzen wir auch diverse Tools. In der AG nutzen wir Git und Github und Visual Studio Code.

Charlotte: Was macht euch an der AG bzw. am Programmieren besonders Spaß?
Rui: Was einem beim Programmieren Spaß macht, ist ziemlich individuell. Persönlich macht mir Spaß, dass ich nützliche Produkte schaffen kann und gleichzeitig kommunizieren und organisieren kann.
Arwed: Was auch schön ist, ist, wenn man alles sehr elegant löst, also entweder man hat etwas sehr Effizientes geschrieben oder etwas sehr Übersichtliches. Das ist halt einfach immer ein sehr tolles Gefühl, wenn man mehrere Ansätze hatte und dann funktioniert es.
Rui: Die Annette-App wurde zum Beispiel nicht von uns von Anfang an geschrieben. Sie wurde vor ein paar Jahren von Alumnis programmiert und wurde von Person zu Person weitergereicht. Wir sind jetzt die dritte „Generation“. Der Code ist zudem spärlich dokumentiert. Diesen Code zu verstehen und umzugestalten, damit er noch knapper wird, das ist auch ein super Gefühl. Genau dadurch, dass er so schlecht dokumentiert ist, ist das Gefühl noch besser, wenn man es doch noch versteht.

Mira: Habt ihr Vorbilder oder Lehrer, die euch unterstützen?
Toni: Eigentlich nicht. Die AG findet schließlich ohne Lehreraufsicht statt.
Rui: Natürlich sind wir an einigen kleinen Stellen auf die Unterstützung von Lehrern angewiesen. Für unsere Webseite und das Formular brauchten wir eine Domain, die wir von Herrn Götz erhalten haben.
Vorbilder gibt es eben genau nicht. Ein Grund, warum diese AG und die „CDIA“ entstanden sind, bestand auch darin, dass ich überall nach Gleichgesinnten gesucht und keinen „Programmier-Club“ gefunden habe.

Charlotte: Wollt ihr sonst noch etwas loswerden?
Yonas: Also ich finde, dass die AG super ist, weil man eben nicht nur lernt, alleine zu arbeiten, sondern in Gruppen. Das ist halt schon anders in der Schulinformatik, denn wenn man im Bereich Informatik arbeiten möchte, arbeitet man fast immer in größeren Gruppen. Deswegen ist die AG schon ein guter Schritt in diese Richtung.
Arwed: Man lernt auch viel über die Schulinformatik hinaus. Vieles ist sehr viel realitätsnäher als die Schulinformatik. Das ist eine tolle Erfahrung, insbesondere, da man selber freiwilig arbeiten kann.
Toni: Der Workflow, dass wir Projekte haben und dass wir Aufträge bekommen, ist so viel realitätsnäher als die Schulinformatik.
Rui: Das Programmieren ist keine einfache Sache. Im Moment gibt es noch einige Bugs, die wir in der Annette-App korrigieren müssen. Ich bitte also alle Schüler um Geduld. Wir arbeiten daran und haben auch Lösungen vor Augen.
Da unsere Reise bisher nicht einfach gewesen ist und die Teilnahme freiwillig ist, möchte ich mich umso mehr bei den Mitgliedern der AG bedanken und auch dafür, dass sie so engagiert dabei sind und dieses starke Interesse an der Softwareentwicklung teilen. Sie machen auch oft bei optionalen Programmen wie die Programming-Session mit. Ohne sie wäre die AG nichts. Vielen Dank und auf ein neues, noch produktiveres Schuljahr!

Mira und Charlotte: Danke für das Interview!